Alina Zenker, kurz vorm Hammerexamen, Mainz: »Meine Zukunft sehe ich in einer ländlichen Region: Zum einen, weil ich mich dort wohler fühle als in der Stadt, zum anderen, weil ich mich besser mit dem Bild des Landarztes identifizieren kann. Ich finde es attraktiver, das Leben und den Hintergrund meines Patienten zu kennen, statt in einer Klinik nur einen kurzen »Screenshot« von ihm zu erhaschen. Man sieht und behandelt eben nicht nur eine Erkrankung, sondern versucht den Patienten möglichst gut zu versorgen. Wenn ich mich niederlasse, wäre eine Gemeinschaftspraxis optimal, am besten mit einem Kollegen, der weitere oder ergänzende Zusatzausbildungen hat. Ich würde zunächst gern angestellt arbeiten und bei der Verwaltung der Praxis über die Schulter blicken. Denn ich denke, dass hier viel schief laufen kann. Auch eine Einzelpraxis kann ich mir gut vorstellen.«
Lucas Bisplinghoff, Assistenzarzt: »Im Studium war ich jedes Semester in einer Allgemeinarztpraxis. Über die Jahre ist der Wunsch, so später ebenfalls zu arbeiten, immer weiter gewachsen ? mein Ziel ist eine hausärztliche Gemeinschaftspraxis in einem Dortmunder Vorort: mit ein paar Mediziner-Freunden und -Kollegen eine gute Versorgung aufbauen, wöchentliche Hausbesuche implementieren und eine Versorgung rund um die Uhr gewährleisten. Ich freue mich auf die oft lebenslange Behandlung und Begleitung meiner Patienten und die Möglichkeiten, als Lotse im System, aber auch mit starkem Präventionscharakter zu wirken. Ich möchte mein eigener Chef sein, eigene Ziele verwirklichen und meine Vorstellungen von medizinischer Versorgung. Zudem freue ich mich auf freie Wochenenden sowie keinerlei Nacht- und Schichtdienste.«
Kareen Morczeck, im Praktischen Jahr, Gießen: »Es bereitet mir jeden Tag Freude, endlich Patienten betreuen und das theoretische Wissen anwenden zu können, das man in den fünf Jahren zuvor mühsam erlangt hat. Im Moment tendiere ich zur Allgemeinmedizin. Daran reizt mich vor allem das breite Patientenspektrum ? alle Altersgruppen, oft betreut man ganze Familien über einen langen Zeitraum. Nahe am Patienten zu arbeiten, fehlt mir manchmal im Krankenhaus. Dort wird der Patient nach der Behandlung entlassen, den weiteren Krankheitsverlauf bekommt man nicht mit. Eine Anstellung ist zwar sehr praktisch, aber ich möchte später gern mein eigener Chef sein. Da ich aus dem Land Brandenburg komme, möchte ich mich dort niederlassen. In vielen Dörfern suchen Hausärzte vergeblich einen Nachfolger, arbeiten bis ins hohe Alter oder müssen ihre Praxis schließen.«
Theresa Pieper, 6. Semester, Gießen: »Ich unterstütze die Kampagne, um zu zeigen, wie wichtig ärztliche Betreuung nahe am Kranken ist. Selbstständigkeit bedeutet für mich, für kleine und große Patienten einen Rahmen zu schaffen, in dem sie sich gut aufgehoben fühlen und ihre Ansprechpartner kennen ? eine sichere Begleitung außerhalb der sterilen Krankenhauswände. Für den behandelnden Arzt bedeutet es, den Hintergrund seiner Patienten zu kennen und sie ganzheitlich betreuen zu können. Einem muss bewusst sein, dass zur Selbstständigkeit auch die Erreichbarkeit außerhalb der Dienstzeit gehört. Auch das ist für mich essentiell: Ich möchte nicht als Ärztin arbeiten, sondern das Arztsein leben. Momentan kann ich mir vorstellen, später Kinderkardiologin oder Allgemeinärztin zu werden, eventuell mit einem zusätzlichen Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie.«
Nora Schilke, 7. Semester, Marburg: »Im niedergelassenen Bereich hat man die Möglichkeit, eine wirkliche Beziehung zu seinen Patienten aufbauzubauen. Man betreut sie über einen längeren Zeitraum und lernt ihren sozialen Hintergrund kennen ? nicht nur die Krankheit, wegen der sie gekommen sind. Das schätze ich sehr. Außerdem hat man eine gewisse Autonomie bei der Gestaltung von Abläufen, Arbeitszeiten und der Praxis. Ich wäre später am liebsten Teil einer Gemeinschaftspraxis, da mir wichtig ist, sich ab und zu den Rat eines anderen zu holen; man ist nicht auf sich allein gestellt und kann schwierige Situationen gemeinsam bewältigen. Außerdem liegt das betriebswirtschaftliche Risiko nicht auf den Schultern nur einer Person. Ich sehe eher eine ländliche Gegend als meinen späteren Arbeitsplatz ? eine familiäre Umgebung habe ich schon immer bevorzugt.«
Josip Grbavac, 5. Semester, Gießen: »Erste Einblicke in den Klinik- bzw. Praxisalltag habe ich in den Fächern Orthopädie und Pädiatrie bekommen. Beides hat mir sehr gefallen. Weil ich aber noch einen langen Weg vor mir habe und viele neue Bereiche kennenlernen werde, möchte ich mich da noch nicht festlegen. In der Klinik läuft vieles nach einem bestimmten Schema ab: Arbeitsabläufe, Patientengespräche, alles scheint irgendwie geregelt. Es bleibt einfach nicht die Zeit, sich voll und ganz um jeden Patienten zu kümmern. Deshalb könnte ich mir vorstellen, später in einer Einzel- oder Gemeinschaftspraxis tätig zu werden. Es bleibt zwar nicht unbedingt viel mehr Zeit für die Patienten, dennoch ist das Verhältnis nicht so oberflächlich, etwas familiärer. Man ist außerdem sein eigener Chef und teilt sich die Zeit selbst ein. Arbeitet man mit ein, zwei netten Kollegen zusammen, kann man sich ergänzen und austauschen.«
Matthias Müller, Assistenzarzt: »Gestartet bin ich mit dem Wunsch, als Hausarzt Patienten zu versorgen. Insbesondere die sprechende Medizin macht mir viel Freude. Daher kommen Psychosomatik oder Kinder- und Jugendpsychiatrie ebenfalls in Frage. Nichtsdestotrotz unterrichte ich leidenschaftlich gern, sodass ich versuchen möchte, auch im Bereich Lehre Fuß zu fassen ? sei es an einer Berufs- oder Pflegeschule, Hochschule oder Universität. Schon vor dem Studium wünschte ich mir, Menschen ganzheitlich betreuen zu können. Durch eine Famulatur im niedergelassenen Bereich und im Tertial Allgemeinmedizin hat sich dieser Wunsch weiter verfestigt: Ich möchte Patienten nicht nur kurzfristig betreuen, sondern mir langfristig ein Bild machen. Sinnvolle Medizin kann einfach und wenig technisiert sein ? aber eben ganzheitlich.«
Lara Schneider, im Praktischen Jahr, Gießen: »Aufgrund einer spannenden Famulatur kann ich mir sehr gut vorstellen, in Richtung Allgemeinmedizin zu gehen ? mir gefällt es, Patienten verschiedener Altersgruppen kontinuierlich zu betreuen und nicht nur zu therapieren, sondern auch Prävention zu betreiben. Daher möchte ich darauf aufmerksam machen, dass es eben nicht nur die Tätigkeit in den großen Kliniken als Berufsfeld gibt. Ohne niedergelassene Fachärzte und Allgemeinmediziner geht es nicht! Da ich ein Land-Mensch bin, würde ich eine Kleinstadt oder eben das Dorf der Großstadt vorziehen. Von der Selbstständigkeit schrecken mich momentan der bürokratische Aufwand und das finanzielle Risiko ab. Ich hoffe aber, dass diese Probleme mit der Zeit und der nötigen Portion Berufserfahrung kleiner werden.«
Magdalena Seta, 4. klinisches Semester, Frankfurt: »Ich schreibe gerade meine Doktorarbeit in der Radiologie und finde diese Fachrichtung sehr interessant. Niederlassen möchte ich mich, weil ich selbständig arbeiten und meine Arbeitszeiten selbst bestimmen will. Ich würde auch gern einen privaten Raum für mich schaffen, wo ich mich wohlfühle und Spaß bei der Arbeit habe. Man kann in der Praxis einen engeren Kontakt zu den Patienten als in einem Krankenhaus haben, was beim Aufbau gegenseitigen Vertrauens und der Arzt-Patient-Beziehung helfen kann. Eine Gemeinschaftspraxis ist eine tolle Idee: Mann verwaltet die Praxis gemeinsam und spart dadurch Zeit, die Öffnungs- und Arbeitszeiten kann man flexibel bestimmen. Sehr vorteilhaft ist, dass man fachliches Wissen problemlos mit den Kollegen teilen kann und dadurch Erfahrung und Wissen vertieft.«
Manuel Jänsch, 10. Semester, Mainz: »Eine Niederlassung ist meiner Meinung nach das ultimative Ziel eines Mediziners. Die eigene Praxis bietet viel mehr Möglichkeiten, sich selbst auszuleben: Einrichtung, Gestaltung, Arbeits-/Öffnungszeiten, Mitarbeiter/Kollegen und noch viel mehr ? alles kann man selbst wählen. Man schafft sich sein Arbeitsumfeld, wie es einem gefällt. Das sind die besten Voraussetzungen für ein Arbeiten, das ein Leben lang Spaß macht! Die Kampagne konnte zu keinem besseren Zeitpunkt kommen: Zuletzt wurde sehr oft von einer Praxisgründung oder -übernahme abgeraten, es sei zu teuer, wäre stressig, würde sich nicht rentieren etc. Durch diese Aktion werden junge Mediziner zum Nachdenken angeregt. Man bekommt mit, dass eine Praxis zu haben etwas Gutes ist ? und gar nicht mal so schwer. Und falls doch Schwierigkeiten aufkommen sollten, weiß man zumindest, wo man Hilfe findet.«
Tobias Stegmann, 7. Semester, Mainz: »Der Alltag in der Klinik ist in seiner Schnelligkeit und Komplexität interessant und fordernd, wird aber sicherlich nach einigen Jahren und mit zunehmendem Alter nicht unbedingt erträglicher. Daher schätze ich die Möglichkeit, mich niederlassen zu können, um der Hektik der Klinik zu entfliehen. In meiner Vorstellung arbeite ich später in einer Gemeinschaftspraxis oder in einem Facharztzentrum. Kompetenzen verschiedener Persönlichkeiten miteinander zu kombinieren und sich ergänzen zu lassen, das gefällt mir. Bisher haben mir auch die Ergebnisse der Kampagne gut gefallen: Sie sind jung, frech und trotzdem ernst. Sie zeigen, dass es auch andere Möglichkeiten gibt, als sich in der Klinik durch Schichtdienste knechten zu lassen. Das spielt in unserer Generation eine immer wichtigere Rolle.«
Gina Maier, 7. Semester: »Ich arbeite nebenberuflich im Rettungsdienst und habe schon in einige Fachrichtungen reingeschnuppert; festlegen wollte ich mich bisher noch nicht. Momentan tendiere ich zu »handwerklichen« Tätigkeiten wie der Chirurgie, Orthopädie oder HNO. Niederlassen möchte ich mich später gern im Rahmen einer Gemeinschaftspraxis, gern auch in einem MVZ. Im Gegensatz zur Krankenhaushierarchie kann ich so mein eigener Chef sein und trotzdem im Team arbeiten. Das hat für mich nur Vorteile: Neben den flexiblen Arbeitszeiten und der engen Zusammenarbeit mit anderen Fachbereichen steht man auch in Sachen Praxismanagement nicht alleine da und hat in seinen Kollegen immer einen direkten Ansprechpartner. Außerdem könnte ich nebenher als Belegärztin tätig sein und hätte so immer noch engen Bezug zur Klinik.«
Carlotta Sackmann, 3. Semester, Frankfurt: »Als ich kürzlich einer alten Dame von meinen Zukunftsplänen erzählte, erinnerte sie sich an ihre Hausärztin und sagte ?Sie war immer da, wenn ich sie brauchte. Immer!? ? Ich glaube, dass jeder sich einen Arzt wünscht, auf den Verlass ist und der ihm das Gefühl gibt, vor allem Mensch und nicht nur Patient zu sein. Wenn man bedenkt, dass in Deutschland immer mehr alte Menschen leben, die auf eine gute und wohnortsnahe medizinische Versorgung angewiesen sind, sollte jeder angehende Mediziner mit dem Gedanken spielen, sich in einer Praxis niederzulassen und somit dem großen Haus-und Landarztmangel entgegenzuwirken. Genau dazu möchte die Kampagne ja aufrufen ? und das möchte ich unbedingt unterstützen. Ich glaube, dass viele Medizinstudenten sich der Vorteile einer Niederlassung nicht bewusst sind.«
Mhyra Schiwek, im Praktischen Jahr, Gießen: »Die Gemeinschaftspraxis spricht mich an. Schon das ganze Studium über reden wir Studenten ? also diejenigen, die sich gern eines Tages niederlassen wollen ? darüber, wie schön das wäre: Gemeinsam kann die Verantwortung aufgeteilt werden, eine zweite Meinung bei fachlichen Fragen ist nur eine Tür weiter und man hat seine Kollegen bei sich, kann sich gegenseitig den Rücken stärken und sich aushelfen. Auch bei der Arbeitszeitgestaltung können sich die Kollegen optimal ergänzen: Vielleicht arbeitet der eine lieber nachmittags, der andere lieber morgens, und trotzdem wäre die Praxis den ganzen Tag über geöffnet. In jedem Fall liegt die Arbeitszeitgestaltung in den eigene Händen, und das ist viel Wert. Für einen begrenzten Zeitraum in einer Landarztpraxis richtig weit ab vom Schuss zu arbeiten, kann ich mir auch vorstellen. Denn dort ist der Ärztemangel am drastischsten und außerdem ist es nicht nur vom Arbeits-, sondern auch vom Alltagsleben her eine ganz neue Erfahrung.«
Oscar Flissakowski, 10. Semester, Mainz: »Patienten werden viel zu oft nur als der beiläufig gedruckte Barcode angesehen, den sie als Kleber auf ihrer Akte durch die Klinik tragen. Dies kann nicht der adäquate Umgang mit ihnen sein. Wo Patienten noch echte, individuellere Beschwerden haben dürfen und dazu angehalten sind, diesen auch Ausdruck zu verleihen, da möchte ich sein, möchte Problem und Mensch gerecht werden können, für ein Krebsdiagnosegespräch inklusive OP-Aufklärung länger als wirtschaftlich gedachte fünf Minuten haben, möchte am Ball bleiben, auch über mehrere Generationen hinweg. Vorstellen könnte ich mir das Arbeiten alleine oder interdisziplinär mit einem anderen fachärztlichen Kollegen, um Patienten noch besser ganzheitlich beleuchten zu können. Einen weiteren Allgemeinmediziner oder Psychiater wünsche ich in meiner Praxis hingegen nicht. Teamplayer klar, um jeden Preis, aber nicht dieses Patientenhopping wie es in einer großen Hausarztpraxis zum Teil gang und gäbe ist. Ich möchte ja schließlich auch im Voraus wissen, zu wem ich letztlich in die Sprechstunde komme, wenn ich meinen Termin aushandle.«
Pia Hinrich, 7. Semester, Mainz: »Auch der Weg zum Facharzt ist, in Jahren gerechnet, ein langer. Ich denke, dass in dieser Zeit mein Bedarf an Stations- und Schichtarbeit gedeckt sein wird, sodass ein geregelter Tagesablauf für später mehr als attraktiv erscheint. Denn, Hand aufs Herz: Keiner mag gern am Wochenende arbeiten. In einer eigenen Praxis kann man sich besser entfalten und ist keiner Krankenhaushierarchie unterworfen. Für mich ein sehr schöner Gedanke, sich etwas Eigenes aufbauen zu können! Ich sehe mich selbst später in einer Gemeinschaftspraxis, glaube jedoch, dass dies auch ein klein wenig Glückssache ist, wo man landet. Hier spielen immer Dinge wie Geld, die freien Stellen, der Ort eine Rolle. Apropos Ort: Da ich ein Großstadtkind bin, werde ich wohl nie in die Rolle einer klassischen »Landärztin« schlüpfen können. Aber eine eigene Praxis zu haben bedeutet ja nicht automatisch, dass man aus der Stadt raus muss.«
Julia Winter, 8. Semester, Frankfurt: »Ich wollte Ärztin werden, um für Menschen, die meine Hilfe brauchen, da zu sein. Im Krankenhaus ist es sowohl aus zeitlichen als auch aus strukturellen Gründen selten möglich, eine wirkliche Arzt-Patienten-Beziehung aufzubauen: Krankenhaus ist ein bisschen wie »Fließband« ? Patienten kommen und gehen. Meiner Meinung nach sind der persönliche Kontakt und das Verhältnis zwischen Patient und Arzt aber ein wichtiger Teil im Prozess des »Gesundwerdens«. Ein Vorteil der Niederlassung ist für mich auch die oft bessere Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Ich denke, es ist wichtig, auch mal zu zeigen, welche Vorteile die Niederlassung haben kann. Als Studentin wurde ich schon öfter gewarnt, den Schritt zu machen und das Risiko einzugehen, sich in die Selbstständigkeit zu stürzen. Überall hört man aber vom Mangel an Landärzten. Ich hoffe, als Teil der Kampagne zu einem Umdenken beitragen zu können.«
Nadine Presser, im Praktischen Jahr, Gießen: »Eine Fachrichtung steht für mich schon fest: Allgemeinmedizin. Neben den geregelten Arbeitszeiten und den familienfreundlicheren Bedingungen zählt für mich auch das engere Arzt-Patienten-Verhältnis zu den Gründen, mich niederlassen zu wollen. Am liebsten wäre mir eine Landarztpraxis mit einem oder zwei weiteren Kollegen. So ist man einfach flexibler, zum Beispiel bei unvorhersehbaren Zwischenfällen, zum Beispiel wenn das Kind krank ist und von der Schule abgeholt werden will. Auch teilt man sich gemeinsam Ressourcen und das finanzielle Risiko. Und die geschätzte Zweitmeinung ist auch nicht weit entfernt.«
Esther Bisplinghoff, 11. Semester, Lübeck: »Ich möchte mich als Gynäkologin auf gynäkologische Endokrinologie und Reproduktionsmedizin spezialisieren. Durch eine Famulatur in einem Kinderwunschzentrum, und daraus resultierend auch durch meine Doktorarbeit, bin ich mit dem Gebiet in Kontakt gekommen. Die Arbeitsbedingungen in der Klinik finde ich nicht ideal: Nacht- und Wochenenddienste sind ein paar Jahre in Ordnung, aber bis zur Rente möchte ich das nicht machen. Ich möchte lieber mein eigener Chef sein ? unser Vater hat eine Einzelpraxis, und es ist sehr angenehm, dass man seine Arbeitszeiten planen kann. Wir haben dadurch von klein auf mitbekommen, was zu einer Praxis dazugehört, auch kaufmännisch. Ich finde, das kommt im Studium viel zu kurz. Wenn man eine Praxis übernimmt, muss man sich alles selbst aneignen. Die Famulatur und Doktorarbeit habe ich in New York gemacht. Ich fand es natürlich sehr schön dort, aber ich möchte nicht in die USA auswandern, auch nach Frankreich, wo ich zurzeit als Erasmusstudentin bin, eher nicht. In Deutschland kann man als Arzt schon ziemlich gut arbeiten.«
Andre Cloppenburg, 9. Semester, Mainz: »Besonders interessant finde ich die Innere Medizin und die Allgemeinmedizin, da es in diesen Disziplinen noch einen relativ intensiven Patientenkontakt gibt. Das ist mir wichtig und war damals auch ein Hauptgrund, warum ich mich für das Studium entschieden habe. Außerdem mag ich, dass vor allem in diesen Fachbereichen der Mensch als Ganzes gesehen wird ? denn ein Organsystem hat oft Auswirkungen auf ein anderes. An der eigenen Praxis reizen mich die Selbständigkeit und die hoffentlich bessere Vereinbarung von Familie und Beruf. Außerdem hoffe ich, dass ich in einer Praxis engeren Kontakt zu meinen Patientinnen und Patienten hätte und sie über einen längeren Zeitraum betreuen könnte. Natürlich muss auch eine Praxis rentabel sein. Ich bin aber überzeugt, dass die Zufriedenheit der Patienten mit der Behandlung auch davon abhängt, wie viel Zeit sich eine Ärztin oder ein Arzt für die Patienten nimmt.«
Christina Haberkorn, 6. Semester, Frankfurt: »Ich will nicht völlig im Klinikalltag mit Schichtdiensten und ständig wechselnden Patienten untergehen. Ich möchte viel lieber einen relativ stabilen Stamm an Patienten haben, von denen ich mehr als nur ihr derzeitiges Problem kenne. Zudem glaube ich, dass man Familie und Arztberuf als Niedergelassener besser unter einen Hut bekommt ? und darauf möchte ich auf keinen Fall verzichten. Ich kann mir sogar vorstellen, angestellt zu sein, zumindest in den ersten Jahren. Im Herbst 2014 bin ich das erste Mal auf die Plakate aufmerksam geworden: Die Studenten haben mich quasi jeden Tag auf dem Weg zur Uni angelacht. Ich finde die Botschaft positiv und ermutigend ? irgendwie haben mich die Plakate in meinem Wunsch bestärkt, mich einmal niederzulassen. Nach dem Motto: ?Seht her, ich bin ein ganz normaler junger Medizinstudent und möchte später gern »Ihr« Arzt des Vertrauens sein.?«
Leandra Zierau, 2. klinisches Semester, Frankfurt: »Für eine Fachrichtung habe ich mich noch nicht entschieden; ich hoffe, dass mir die Famulaturen dabei helfen. Im Moment arbeite ich nebenbei als medizinisch-technische Radiologieassistentin ? das ist der Beruf, den ich gelernt habe ? in der Radiologie eines Krankenhauses und mache dort Bereitschaftsdienste. Für mich steht aber jetzt schon fest, dass ich Nacht- und Bereitschaftsdienste nicht mein ganzes Berufsleben machen möchte. Deshalb wäre eine eigene Praxis oder die Mitarbeit in einer Gemeinschaftspraxis sehr interessant. Bei der Kampagne bin ich dabei, weil ich es wichtig finde, auf die Vorteile einer Niederlassung hinzuweisen und darauf, dass die Klinik nicht das einzige Umfeld für einen Arzt sein muss. Ich möchte nicht Teil einer großen Maschinerie sein, sondern individuell arbeiten. Individuell sind die zukünftigen Patienten ja auch.«
Jessica Grafe, 5. Semester, Gießen: »Mich interessieren die chirurgischen Fächer. Allerdings kann ich mir zum jetzigen Zeitpunkt vieles vorstellen. Niederlassung - das bedeutet für mich ein Stück mehr Flexibilität, geregelte Arbeitszeiten und ein festes Team. Nicht nur die Arbeitsatmosphäre, sondern auch die Familienplanung kann davon profitieren. Mit einem chirurgischen Fach würde mich die Arbeit in einem Facharztzentrum oder MVZ reizen. Gerade für die Patienten bedeutet ein Zusammenschluss von Fachärzten eine ambulante Maximalversorgung. Zudem erleichtert es die Kommunikation zwischen den Ärzten ungemein.«
Marie Renneberg, im Praktischen Jahr, Frankfurt: »Ich habe mich für die Dermatologie entschieden. In die Niederlassung zu gehen, stand für mich schon vor dem Studium fest. Sein eigener Chef und oftmals die erste Anlaufstelle für Patienten zu sein, die man von Anfang an begleitet, finde ich sehr spannend und reizvoll. Am liebsten möchte ich in einer Gemeinschaftspraxis in der Stadt arbeiten. Es muss nicht zwingend dieselbe Fachrichtung sein ? vielmehr finde ich den Austausch mit Kollegen wichtig, nicht nur bei medizinischen Themen. Ein anderer Blickwinkel ist oft hilfreich.«
Vanessa Passlack, 7. Semester, Frankfurt: »Eine gute Basis ist in allen Bereichen unerlässlich, auch in der Medizin. Unsere niedergelassenen Ärzte sind die wichtigsten Pfeiler dieser Basis. Denn Erstkontakte können bei Patienten sehr viel bewirken, im Negativen wie im Positiven. Ich möchte in Zukunft das Vertrauen in die Medizin und die Gesundheit meiner Mitmenschen bewahren und fördern. Meine größte Motivation hier mitzumachen ist die Chance, über die Kampagne ein Bewusstsein zu wecken, dass eine Niederlassung ? und ganz besonders in der Allgemeinmedizin ? modern, wichtig und attraktiv ist. Oft wird der klassische Hausarzt im Studium als zweitklassig angesehen, er dient als Beispiel für Ungenauigkeit. Das macht diesen Beruf für die meisten nicht gerade anziehend. Das finde ich sehr schade.«