Medizinstudium: Das zählt bei der Bewerbung
Das Medizinstudium ist ein harter Brocken – der Weg dahin aber auch. Erfahre hier, welche Zulassungskriterien aktuell gelten und wie du deine Chancen auf einen heiß begehrten Studienplatz steigern kannst.
Vor allem, wenn du kein glattes Einser-Abi vorweisen kannst, fragst du dich, welche Kriterien noch für die Zulassung zum Medizinstudium herangezogen werden. Ein genauer Blick auf den Vergabeprozess lohnt sich. Denn für das Sommersemester 2020 wurde das Zulassungsverfahren für das Medizinstudium in einigen Punkten verändert. Die beliebten Studienplätze werden jetzt nach folgenden Kriterien vergeben:
Abiturbestenquote: Numerus clausus (NC) bleibt wichtig für Medizinstudium
Das Medizinstudium ist ein zulassungsbeschränkter Studiengang, deshalb ist deine Abi-Note ein wichtiges Kriterium bei der Bewerbung auf einen Studienplatz. Zum Sommersemester 2020 wurde die Abiturbestenquote von 20 Prozent auf 30 Prozent erhöht. Richtlinie sind hier die NC-Vorgaben der Bundesländer, die aber fast alle bei 1,0 beziehungsweise maximal bei 1,2 liegen. Durch die Anhebung der Quote steigen die Chancen aller, die über einem 1,0er-Durchschnitt liegen. Mit einer glatten 1,0 bist du in der Regel sicher drin. Übrigens werden statt der Durchschnittsnote jetzt die Punkte gewertet, die du im Abi maximal erreichen kannst. Die erworbene Punktzahl wird auf einer 900-er-Skala (900 Punkte als maximale Punktzahl) genormt. Eine maximale Punktzahl von 840 wird dann entsprechend umgerechnet, um das Verfahren fair zu halten. Welche Studienorte du als deine Favoriten angibst, spielt keine Rolle. Die Plätze werden nach der Position auf der Bundesliste vergeben.
Zusätzliche Eignungsquote (ZEQ)
Zehn Prozent der Studienplätze werden über die Zusätzliche Eignungsquote vergeben. Die Abi-Note spielt hierbei keine Rolle. Die Hochschulen vergeben bis zu 100 Punkte für selbst festgelegte Kriterien, darunter fallen zum Beispiel:
- Ergebnis eines fachspezifischen Studieneignungstests wie TMS (Test für medizinische Studiengänge) oder HAM-Nat (Hamburger Naturwissenschaftstest)
- Ergebnis eines Auswahlgesprächs
- abgeschlossene Berufsausbildung oder Berufstätigkeit in einem anerkannten Ausbildungsberuf
- besondere Vorbildungen, praktische Tätigkeiten, außerschulische Leistungen oder außerschulische Qualifikationen, die über die fachspezifische Eignung Auskunft geben
Ende der Wartesemester
Früher waren die Wartesemester eine gute Gelegenheit, einen Studienplatz in der Humanmedizin zu ergattern. Diese Möglichkeit läuft jetzt aus. Ab dem kommenden Wintersemester 21/22 können bei der Eignungsquote nur noch maximal 30 Punkte (zwei pro Semester) erreicht werden. Ab dem Sommersemester 2022 werden Wartesemester gar nicht mehr berücksichtigt.
Auswahlverfahren der Hochschulen (AdH)
Eine große Chance auf einen Studienplatz ist die Vergabe der individuellen Auswahlverfahren der einzelnen Hochschulen. 60 Prozent der Plätze werden über das AdH vergeben. Hier müssen die Unis zwar einige Kriterien einhalten, sind aber auch frei in der Gewichtung der einzelnen Auswahlkriterien. Zu den Kriterien zählen zum Beispiel:
- Abiturnote
- gewichtete Einzelnoten der Hochschulzugangsberechtigung
- Ergebnis eines fachspezifischen Studieneignungstests, wie TMS oder HAM-Nat
- Ergebnis eines Auswahlgesprächs
- eine abgeschlossene Berufsausbildung oder Berufstätigkeit in einem anerkannten Ausbildungsberuf
- besondere Vorbildungen, praktische Tätigkeiten, außerschulische Leistungen oder außerschulische Qualifikationen, die über die fachspezifische Eignung Auskunft geben
Wie die einzelnen Hochschulen ihre Schwerpunkte setzen, findest du auf den Homepages der Hochschulen. So kann es zum Beispiel sein, dass eine Uni sehr viel Wert auf das Abi legt und eine andere beim AdH mehr Punkte für dein Testergebnis im TMS oder HAM-Nat vergibt. Schau dir die aktuellen Vergabekriterien an, denn die Unis ändern diese immer mal wieder.
Vorabquote
Bevor die verfügbaren Studienplätze über die drei Hauptquoten Abiturbestenquote, ZEQ und AdH vergeben werden, gehen zwei Zehntel der Medizinplätze über die Vorabquote weg. Berücksichtigt werden hier sogenannte Härtefälle: Bewerbende fürs Zweitstudium sowie Bewerbende aus dem Ausland. Interessierte können sich aber auch über die sogenannte Landarztquote qualifizieren. Wer sich verpflichtet, nach dem Studium zunächst für eine festgelegte Zeit als Landarzt oder Landärztin zu arbeiten, kann über die Landarztquote einen Studienplatz erhalten. Zurzeit bieten mehrere Bundesländer entsprechende Programme schon für Studierende an. Bei Interesse schau einfach auf den Seiten der Kassenärztlichen Vereinigungen (KVen) oder auf der Themenseite auf hochschulstart.de nach.
Fristen für das Medizinstudium
Ganz wichtig ist zunächst der Überblick über alle Fristen. Wann melde ich mich für den TMS oder HAM-Nat an, wann muss ich meine Unterlagen auf hochschulstart.de spätestens einreichen? Die Tests musst du schon vor Abgabe der Bewerbung abgelegt haben, melde dich also frühzeitig an.
Studienorte wählen
Um deine Chancen auf einen Studienplatz in der Medizin zu erhöhen, solltest du bei deiner Präferenz wirklich nur Orte ausschließen, an denen du auf keinen Fall studieren möchtest. Bleibe sonst offen für alle Hochschulen.
Alternative Wege zum Medizinstudium
Ganz klar, die Chancen auf einen Studienplatz sind mit einem durchschnittlichen Abi sehr gering. Verschiedene Alternativen wie Losverfahren, Bundeswehr oder private Hochschulen kommen häufig aus Kostengründen, geringen Chancen oder verpflichtendem militärischen Dienst nicht infrage. Bei Interesse lohnen sich aber genauere Informationen.
Hilfe bei deiner Zulassungsbewerbung
Den Überblick zu behalten ist im Prozess der Bewerbung auf einen Medizinstudienplatz gar nicht so leicht. Wenn du Fragen hast oder unsicher bist, dann hol dir Unterstützung. Entweder bei Freundinnen und Freunden, die die Bewerbung schon hinter sich haben. Oder beim Bewerbersupport beziehungsweise der Studienberatung der einzelnen Hochschulen.