»Der Hausarzt der Niere«
Mit dem ersten Tag der Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger war für Christian Sobernig klar: »Ich möchte Arzt werden.« Welchen Weg er dazu einschlagen musste und warum er den großen Traum von einer Niederlassung als Nephrologe hat, erzählt der Aachener im Interview.
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Christian, wann stand für dich der Berufswunsch Arzt fest?
Schon in der Schule fand ich Psychologie und Medizin sehr spannend, wusste aber, dass ich mit meinem Zweier-Abitur keine guten Chancen auf einen Studienplatz haben werde. Deshalb habe ich zunächst eine Ausbildung zum Gesundheits- und Krankenpfleger in der Psychiatrie der LVR-Klinik Viersen absolviert.
Um dann an Tag 1 direkt wieder vom Medizinstudium zu träumen.
Ja, tatsächlich. Am ersten Tag meiner Ausbildung hatten wir eine Unterrichtsstunde zum Thema »Haut«. Als uns die Dozentin die Anatomie und Funktionen mit der ganzen Fachterminologie und Bildern aus den Fachbüchern erklärte, wusste ich in dem Moment, dass ich Medizin studieren wollte.
Wie hast du den Studienplatz dann bekommen?
Meine Ausbildung wollte ich in jedem Fall beenden, nebenbei habe ich mich immer wieder beworben und Wartesemester angesammelt. Nach sieben Jahren habe ich dann die Zusage erhalten.
Und das Studium erfolgreich abgeschlossen. Hat dir die parallele Arbeit als Pfleger geholfen?
Ich denke schon. Natürlich ist es anstrengend, neben den Nacht- und Wochenendschichten das Studium zu verfolgen. Aber bei aller Arbeit war mir die Pflegestelle nie zu viel. Ich habe immer mit Spaß gearbeitet und dabei sehr viel gelernt.
Während deines Studiums hast du schnell ein Auge auf die Nephrologie geworfen. Warum?
Auf der Intensivstation habe ich häufig Patientinnen und Patienten betreut, die terminal nierenkrank waren und eine Nierenersatztherapie benötigten. Diese wurde meist auf der Station mittels kontinuierlicher Nierenersatzverfahren durchgeführt. Da habe ich schon gemerkt, wie komplex und spannend das Thema ist. Die Betroffenen haben oft eine lange Liste an Vorerkrankungen und sind ihr Leben lang schwer krank. Damit umzugehen, sowohl bei der Therapie als auch bei der Erforschung der Erkrankungen und neuer Therapieansätze, finde ich sehr erfüllend.
Du hattest Unterstützung durch ein Stipendium. Kannst du mehr darüber erzählen?
Nachdem ich schon früh im Medizinstudium gemerkt habe, wieviel Interesse ich am Fachbereich Nephrologie habe, bin ich eines Abends eher durch Zufall beim Informationsabend der Stiftung für Nephrologie an der RWTH Aachen gelandet. Dort habe ich mich sehr angeregt mit dem Vorsitzenden der Stiftung und einer Referentin ausgetauscht. Wir sind in Kontakt geblieben und im selben Jahr bin ich im Rahmen des Deutschlandstipendiums Stipendiat der Stiftung für Nephrologie geworden. Durch die Förderung konnten mir die Teilnahme an den wissenschaftlichen Kongressen des DN e.V. und sogar eine Hospitation in einer nephrologischen Praxis ermöglicht werden.
Entstand so auch der Wunsch nach einer eigenen Niederlassung?
Ich habe schon immer den Wunsch gehabt, später selbstständig zu arbeiten. Durch die Hospitation im Nephrologischen Zentrum Moers konnte ich feststellen, wie wichtig eine gute ambulante Versorgung von nierenkranken Patienten ist. Eine gute und professionelle Arbeit im interdisziplinären Team mit einer individuell auf den Patienten abgestimmten Therapie schafft so viel mehr Lebensqualität für die häufig chronisch kranken Menschen.
Dabei steht die Nephrologie bei vielen Nachwuchsärztinnen und -ärzten gar nicht so im Fokus, oder?
Zu Unrecht, denn im allgemeinen Studium geht die Thematik ein wenig unter. Da mache ich gerne auch unter jungen Studentinnen und Studenten Werbung für meine Fachrichtung. Mich reizt die häufig langjährige Unterstützung von chronisch kranken Patientinnen und Patienten. Dazu eine enge Zusammenarbeit mit Hausärztinnen und Hausärzten. Ich sag gerne, dass der Nephrologe der Hausarzt der Niere ist. Das Thema ist komplex und erfordert viel Austausch mit den Betroffenen.
Wie lauten die nächsten Schritte für dich? Hast du eine Assistenzarztstelle in Aussicht?
Ich habe mich nun am Ende des Studiums auf eine Assistenzarztstelle in der universitären Nephrologie beworben und auch schon einige Gespräche geführt. Eine finale Entscheidung ist zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht gefallen. Zunächst geht es aber für ein paar Monate nach Südamerika, um nach sechs Jahren Studium mal ein wenig auszuspannen.