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Biorhythmus: »Schicht­dienst ist immer schädlich«

Die Augen brennen, die Sicht wird unscharf und selbst das unbequemste Patientenbett kann einen in die weißen Laken locken. Nachtarbeit und Schichtdienst stehen häufig während der Weiterbildungszeit auf dem Dienstplan. Dabei lassen die durchgeackerten Nächte die innere Uhr regelrecht austicken.

Ein übermüdeter Arzt sitzt während seiner Schicht am Schreibtisch.
Nachtschichten sorgen nicht nur für reichlich Übermüdung, sondern können auch langfristige Schäden verursachen. © iStock / dragana991

Lesedauer: 4 Minuten

»Fast alle chronischen Erkrankungen treten bei Schichtarbeiten häufiger auf als bei regelmäßigen Arbeitszeiten«, so Prof. Dr. Oster. Seit zwei Jahren ist der Chronobiologe Leiter des Instituts für Neurobiologie der Universität zu Lübeck, das sich auf die Erforschung der sogenannten inneren Uhr fokussiert hat. »Diese Erkrankungen reichen von Adipositas über Arteriosklerose bis zu psychischen Leiden wie Depressionen. Dabei liegt die Risikosteigerung zwischen zehn bis sogar 50 Prozent, also deutlich erhöht.« Die Ursache: Unser individuelles Schlaf-Wach-System wird durch die Nachtarbeit stark aus dem Rhythmus gebracht – grelles Licht auf der Station unterdrückt den Schlafmacher Melatonin und auch eine späte Nahrungsaufnahme stört das Zeitsignal im Körper. Nicht zuletzt sorgen Schlafmangel und Übermüdung dafür, dass die innere Uhr durchdreht. »Nur wenn wir regelmäßig und zur gleichen Zeit schlafen, ist unser Körper ideal synchronisiert«, so Prof. Dr. Oster. »Wenn man da eingreift und zu wenig schläft, dann hat das deutliche Effekte auf den molekularen Rhythmus.« So entsteht ein regelrechtes Chaos im Körper. Denn nicht nur eine innere Uhr tickt in unserem Körper, sondern gleich mehrere. 

Schichtarbeit bringt die innere Uhr aus dem Takt

»Jede Zelle unseres Körpers besitzt eine eigene innere Uhr, die einen molekularen Rhythmus schafft, der wiederum physiologische und biologisch wichtige Prozesse umsetzt«, so Prof. Dr. Oster. »Dieses Netzwerk von Uhren wird durch eine Zentraluhr im Hypothalamus, dem sogenannten Nucleus suprachiasmaticus, gesteuert.« Werden die inneren Uhren bei dauernder Nachtschicht durcheinandergebracht, sind diese Prozesse nicht mehr optimal aufeinander abgestimmt. »Das macht an ein oder zwei Tagen erst mal nichts, aber auf Dauer macht sich das bemerkbar.«

Frühdienst, Spätschicht oder Nachtdienst?

Was lässt sich nun tun? Wer seine innere Uhr schonen will, sollte – falls möglich – die Schichten wählen, die zum eigenen Chronotypen passen. Je nachdem, ob Lerchen- oder Eulentyp, entscheiden sich Langschläfer also besser für die Spät- oder im Extremfall sogar die Nachtschicht, Frühaufsteher wählen lieber die Frühschicht. »Es ist vor allem wichtig, einen möglichst stabilen Rhythmus zu entwickeln.« Das bedeutet, ausreichend Schlaf und Ruhezeit mit der Schichtarbeit zu koordinieren und sich auch regelmäßige Lichtbäder an der frischen Luft zu gönnen. Sonnenlicht enthält viel blaues Licht, das wir benötigen, um die innere Uhr zu takten. »Das löst aber auf Dauer das Problem nicht. Grundsätzlich ist es immer besser für die Gesundheit, den eigenen Rhythmus bei geregelten Arbeitszeiten zu stabilisieren«, so Prof. Dr. Oster. »Aus chronobiologischer Sicht ist Schichtdienst immer schädlich.«

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