»Es ist fünf vor zwölf«
Um die Rahmenbedingungen für die ambulante Versorgung zu verbessern, hat die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) eine Petition gestartet. Ziel ist es, den drohenden Praxenkollaps zu verhindern.
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Ärzt:innen, Psychotherapeut:innen, Praxisangestellte und Patient:innen sind aufgerufen, die Initiative mit ihrer Unterschrift zu unterstützen.
»Wir brauchen so viele Unterschriften wie möglich, um eine größtmögliche Sichtbarkeit für unser Anliegen zu bekommen«, betont Dr. Andreas Gassen gegenüber den PraxisNachrichten. Er ruft alle Praxen auf, mitzumachen und Unterschriftenlisten auszulegen: »Es ist fünf vor zwölf. Wenn die Politik nicht bald aktiv wird, wird es die medizinische Versorgung, so wie die Bürgerinnen und Bürger sie schätzen, bald nicht mehr geben.«
Patient:innen einbinden
KBV-Vize Dr. Stephan Hofmeister bittet die niedergelassenen Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen, auch ihre Patient:innen mit ins Boot zu holen: »Unterschreiben Sie die Petition und bieten Sie auch Patientinnen und Patienten die Möglichkeit, sich mit ihrer Unterschrift für eine gute ambulante ärztliche und psychotherapeutische Versorgung stark zu machen.«
Die öffentliche Petition ist Teil der Aktionen, mit denen Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen sowie die Kassenärztlichen Vereinigungen und die KBV seit Wochen auf den drohenden Praxenkollaps aufmerksam machen und die Politik zum Handeln auffordern. Es werden mindestens 50.000 Unterschriften benötigt, um im zuständigen Ausschuss des Bundestages das Anliegen persönlich vortragen zu können.
Ambulante Versorgung vor dem Aus
Ändert sich nicht schnell etwas, steht die ambulante Versorgung in Deutschland, wie sie bislang angeboten werden kann, vor dem Aus. Nicht mehr zu bewältigende Bürokratie, steigender Personalmangel sowie eine nicht ausreichende Finanzierung zählen zu den wichtigsten Gründen. Die Bundesregierung habe trotz ihrer vielfachen Versprechungen bisher nichts für die Stärkung der Praxen und damit den Erhalt der flächendeckenden ambulanten Versorgung getan. Stattdessen begegne sie ihnen mit mangelnder Wertschätzung. Die Folge: Immer mehr Ärzt:innen, Psychotherapeut:innen und Angestellte nehmen Abschied von der vertragsärztlichen Versorgung.
Forderungen an die Politik
In der Petition sind die sieben Forderungen an die Politik aufgeführt, die in der Krisensitzung der KBV am 18. August in Berlin verabschiedet wurden und die zeigen, welche Veränderungen nötig sind. Dazu zählen die Abschaffung der Budgets, eine sinnvolle Digitalisierung mit funktionierender Technik, weniger Bürokratie und die Abschaffung von Regressen bei Verordnungen. Diese Veränderungen seien auch nötig, damit die zukünftige Generation von Ärzt:innen und Psychotherapeut:innen wieder bereit ist, eine Praxis zu übernehmen oder zu gründen.
So kann man unterzeichnen
Die Petition kann handschriftlich mitgezeichnet werden (Petitionsnummer: 158622). Die KBV stellt dazu eine Unterschriftenliste zum Ausdrucken bereit. Ergänzend dazu gibt es ein Infoblatt (in zwei Varianten), das ebenfalls in den Praxisräumen ausgelegt oder ausgehängt werden kann. Sobald der Petitionsausschuss des Bundestages die Petition nach Prüfung im Internet veröffentlicht hat, kann sie auch online unterzeichnet werden. Ab diesem Zeitpunkt gilt eine Mitzeichnungsfrist von vier Wochen (die PraxisNachrichten werden berichten). Die Praxen werden gebeten, die ausgefüllte Unterschriftenliste direkt an den Petitionsausschuss zu übermitteln. Alles über Fristen, Übermittlungsmöglichkeiten und Vordrucke hat die KBV hier zusammengetragen.
Beschwerde an die Abgeordneten
Bereits seit Ende September läuft eine Mailing-Aktion der KBV. Über die Internetseite www.praxenkollaps.info können Patient:innen, aber auch Ärzt:innen, Psychotherapeut:innen und Praxismitarbeitende Bundestagsabgeordnete anschreiben und sich dafür einsetzen, dass die ambulante Gesundheitsversorgung weiterhin gesichert bleibt. Dazu gibt es ein Poster, mit dem Praxen auf die Aktion aufmerksam machen können. Es kann hier heruntergeladen und ausgedruckt werden.
Umfrage in den Praxen
Darüber hinaus will die KBV alle Vertragsärzt:innen und -psychotherapeut:innen online befragen und um ihre Einschätzung der Lage bitten. Dazu werden alle Praxen per E-Mail oder Post angeschrieben.
Über die Autor:innen
Das Redaktionsteam der Kassenärztlichen Bundesvereinigung
Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ist die Dachorganisation aller 17 Kassenärztlichen Vereinigungen und vertritt die Interessen von Vertragsärzt:innen und Psychotherapeut:innen auf Bundesebene. Auf »Lass dich nieder!« gibt das Redaktionsteam Medizinstudierenden nützliche Tipps rund ums Studium und teilt Erfahrungen und Fakten rund um die ärztliche Niederlassung.