Die schreibende Landärztin
Niedergelassene Ärztinnen und Ärzte haben sich ihren Urlaub verdient – immer! Aber: Was genau muss eigentlich berücksichtigt werden, bevor man die Seele baumeln lassen kann?
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Ein Nebenjob zusätzlich zum Praxisalltag? Klingt vielleicht erstmal abwegig, schließlich gibt es dort schon eine Menge zu tun. Viele Ärztinnen und Ärzte finden aber gerne Zeit für Tätigkeiten neben ihrem Hauptberuf. Die Spannbreite der Engagements ist dabei ganz breit gefächert: Gutachten erstellen, medizinische Beratung beim Film oder eine Aufgabe beim Rettungsdienst. Dr. Ulrike Koock aus Nidderau bei Frankfurt/Main schlägt einen anderen Weg ein: Sie ist nebenberuflich Bloggerin und Schriftstellerin.
Bloggeschichten aus der Medizin
Die Mutter von zwei Kindern fing im April 2018 an, ihren Blog »schwesterfraudoktor« zu erstellen. Dabei wusste sie zu Beginn selbst gar nicht viel von der Materie. »Ich musste selbst erstmal googeln, wie man eigentlich Blogartikel schreibt. Deshalb gab es auch kaum Inhalte am Anfang und auch nicht wirklich Interaktionen«, erinnert sich die Ärztin. Nach circa einem halben Jahr änderte sich das und ihr Blog rückte immer mehr in die Wahrnehmung von Leserinnen und Lesern. »Als ich den Dreh raushatte und wusste, wie ich zum Beispiel via Twitter meine Artikel bewerben kann, da ging es wirklich ab.«
Landärztin gewinnt Blogpreis
Und zwar so gut, dass Ulrike Koock Anfang 2020 den Preis für den »Goldenen Blogger 2019« in der Rubrik Medizin mit nach Hause nehmen konnte. »Darauf bin ich wirklich sehr stolz, denn Lust am Schreiben hatte ich schon immer«, erzählt Koock, die nebenbei im Fernstudium Journalismus studiert. Allerdings liegt das Studium gerade nicht im Fokus der Ärztin: »Das Studium fällt gerade tatsächlich etwas hintenüber.« Kein Wunder, denn in ihrer Elternzeit 2020 machte sich Dr. Koock neben Homeschooling und Kinderbetreuung an ihr erstes Buch. »Meine Bloggeschichten haben ja einen medizinischen Background, sind aber trotzdem locker und unterhaltsam geschrieben. Als 2019 ein Verlag auf mich zukam und mich fragte, ob ich mir ein Buch in diesem Format vorstellen könnte, habe ich zugesagt.« Im Buch erzählt Dr. Koock Geschichten aus ihrem Alltag als in Teilzeit angestellte Ärztin in einer Hausarztpraxis. Wahre Geschichten, die aber die Identitäten ihrer Patientinnen und Patienten natürlich nicht preisgeben.
Praxis weiter im Fokus
Auch wenn ihre Arbeit als Autorin erfolgreich ist: Nur Schreiben käme für Dr. Koock nicht infrage. »Ich habe schon in der Elternzeit gemerkt, dass ich meinen Beruf vermissen würde.« Zu ihren Leserinnen und Lesern pflegt die Ärztin ein ganz besonderes Verhältnis: »Es ist quasi die gleiche Verbindung wie zu meinen Patientinnen und Patienten. Sehr persönlich und auf Vertrauen ausgerichtet.«
Nebenjob als Kraftquelle?
Während für viele der Gedanke an einen Nebenjob erstmal mehr Stress und Zeitinvestition bedeutet, kann sich Dr. Koock beim Schreiben Kraft holen und auch wertvolles Wissen aneignen. »Ich recherchiere für meine Texte viel über Fachthemen. Außerdem verarbeite ich so meinen Praxisalltag und das hilft mir ungemein.« Das Feedback der Leserschaft bietet der Allgemeinmedizinerin auch einen Perspektivwechsel und ein besseres Verständnis für die Fragen und Anliegen ihrer Patientinnen und Patienten.Wie geht es weiter? Mit weiteren Büchern könnte sich Dr. Koock durchaus anfreunden: »Solange meine Chefs in der Praxis einverstanden sind, schreibe ich gerne weiter.« Bis dahin hat Dr. Koock noch eine zusätzliche Aufgabe als Impfärztin im örtlichen Impfzentrum übernommen.