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Gendersensibel behandeln

Gendersensibel behandeln: Tipps für deine tägliche Praxis

Alle Patient:innen wünschen sich eine respektvolle und sensible Behandlung. Mitunter kommt es vor, dass beispielsweise transgeschlechtliche Menschen Diskriminierung im Gesundheitswesen erleben. Um dem Wunsch nach einer wertschätzenden und respektvollen Behandlung gerecht zu werden, gibt es einige Punkte, die du als Arzt oder Ärztin beachten kannst.

Ein Stethoskop ist mit dem LGBT-Symbol des Regenbogenbandes versehen.
Eine gendersensible Behandlung erleichtert dir als Arzt oder Ärztin eine exakte Diagnose und gezieltere Therapie. ©istock/manassanant pamai

Lesedauer: 6 Minuten

Unsere Gesellschaft ist vielfältig und im Gesundheitswesen begegnen sich täglich Menschen unterschiedlicher sexueller Orientierung und unterschiedlichen Geschlechts. Wie kann dir eine gendersensible und diskriminierungsfreie Behandlung gelingen

Gegenseitiges Vertrauen fördern

Gerade die ärztliche Behandlung ist für viele transgeschlechtliche Menschen sehr wichtig, um ein positives Selbstbild zu entwickeln. Was im Behandlungszimmer gesprochen und getan wird, hat großen Einfluss darauf, wie sich ein Mensch körperlich und seelisch fühlt.  

Eine diskriminierungssensible Behandlung ist daher von großer Bedeutung. Ein respektvoller Umgang fördert generell das Vertrauen zwischen dir und deinen Patient:innen: Fühlen sie sich von dir ernst genommen, sind sie in vielen Fällen eher bereit, ihre Sorgen und Informationen offen mitzuteilen. Dies wiederum erleichtert dir eine genauere Diagnose und gezieltere Behandlung.

Die Terminologie verstehen

Damit du dich gut orientieren kannst und verstehst, wie Menschen sich selbst definieren und sehen, hilft es, sich mit den Begriffen auszukennen. Trans ist ein Sammelbegriff: Der Begriff Trans* umfasst alle Menschen, deren Geschlechtsidentität nicht oder nicht vollständig mit dem Geschlecht übereinstimmt, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde. Dazu gehören Transgender, Transsexuelle, nicht-binäre Personen und andere Geschlechtsidentitäten.

Die Schreibweise mit dem Sternchen macht sichtbar, dass alle trans* Personen angesprochen sind, unabhängig von den Begriffen, die sie für sich wählen. Der Bundesverband Trans* empfiehlt daher, trans* mit einem * am Ende des Wortes zu schreiben.

Respektvoll kommunizieren

Respektiere die gewählten Pronomen und Namen deiner Patient:innen. Frage bei Unsicherheiten freundlich nach und verwende konsequent die gewünschten Begriffe.

Wichtig ist, dass du nur medizinisch relevante Fragen stellst und die Privatsphäre deiner Patient:innen respektierst. Fragen zum Privatleben oder körperlichen Zustand können als unangemessen empfunden werden.

Im Gespräch kannst du Verständnis und Unterstützung für die Herausforderungen zeigen, denen transgeschlechtliche Menschen im Alltag begegnen. Ein offenes Ohr und eine empathische Haltung helfen dabei, dass sich deine Patient:innen wohlfühlen. 

Die medizinische Versorgung

Transpersonen haben häufig spezifische gesundheitliche Bedürfnisse, sie benötigen beispielsweise Hormontherapien, chirurgische Eingriffe und psychologische Unterstützung. Individuelle Behandlungspläne bieten eine gute Grundlage für eine bestmögliche Versorgung. Dazu gehört auch, dass alle Patient:innen Zugang zu präventiven Gesundheitsmaßnahmen und Vorsorgeuntersuchungen haben, die ihrem aktuellen Gesundheitszustand und ihrer Geschlechtsidentität entsprechen.

Ein weiterer wichtiger Aspekt: Primäre und sekundäre Geschlechtsorgane, die du eventuell untersuchen musst, lassen sich für viele transgeschlechtliche Menschen nicht oder nur eingeschränkt in Übereinstimmung mit ihrer geschlechtlichen Identität bringen. In vielen Fällen wurde eine frühere körperliche Untersuchung als sehr unangenehm oder demütigend empfunden. Du kannst sensibel damit umgehen, indem du deiner Patient:innen nach persönlichen Sensibilitäten fragst und deutlich vermittelst, dass das Gesagte von dir verstanden wurde. Beschreibe Schritt für Schritt, was du bei der körperlichen Untersuchung tun möchtest und frage vor der Untersuchung, ob das für die Person in Ordnung ist.

Das Praxis-Team schulen und sensibilisieren

Damit nicht nur du dich gut mit der gendersensiblen Kommunikation und Behandlung auskennst, ist es sinnvoll, das gesamte Praxis-Team zu schulen. Das beseitigt Unsicherheiten im Umgang mit Patient:innen und sorgt dafür, dass zu jederzeit achtsam mit allen Menschen, die zu dir in die Praxis kommen, umgegangen wird.

Was du zudem unternehmen kannst, um zu prüfen, ob du auf dem richtigen Weg bist? Bitte deine Patient:innen um Feedback zur gendersensiblen Praxisführung und nutze die Erkenntnisse, um deine Prozesse kontinuierlich zu verbessern. 

Die Praxisinfrastruktur anpassen

Neben der Schulung kannst du auch Formulare und Dokumente anpassen, indem du diese um eine Auswahlmöglichkeit für diverse Geschlechtsidentitäten erweiterst. Wenn möglich, biete in deiner Praxis auch barrierefreie bzw. geschlechtsneutrale Toiletten, um die Bedürfnisse aller Patient:innen zu berücksichtigen.

Der Webauftritt deiner Praxis

Auch bei deinem Praxisauftritt im Web kannst du einiges tun, um alle Personen gleichwertig zu erreichen und anzusprechen. Denn Sprache und Bilder, die auf der Praxiswebsite verwendet werden, beeinflussen, wie du von Patient:innen wahrgenommen wirst. Überprüfe, welche Menschen in welcher Weise abgebildet sind.

Unterstützung durch Netzwerke und Ressourcen

Mitunter kann es vorkommen, dass du als Arzt oder Ärztin bei bestimmten Bedürfnissen oder Themen nur bis zu einem gewissen Grad beraten oder weiterhelfen kannst. Dann ist es sinnvoll, wenn du dich zuvor über lokale Unterstützungsgruppen und Netzwerke für Transpersonen informierst und deine Patient:innen dorthin weiterverweisen kannst.

Interessiert bleiben

Überprüfe regelmäßig deine eigenen Einstellungen und Verhaltensweisen und bleibe offen für neue Erkenntnisse im Bereich der gendersensiblen Medizin. Du kannst dich auch privat über LGBTQIA*-Community-Themen informieren, indem du beispielsweise mit Personen aus der Community sprichst, Bücher liest oder Kurse und Veranstaltungen besuchst, die sich mit dem sensibilisierten Umgang auseinandersetzen. 

Wenn du dich mit diesem Thema auseinandersetzt und deine eigenen Ansichten und Vorurteile kritisch hinterfragst, bist du auf dem richtigen Weg, deine Praxis zu einem sicheren und respektvollen Ort für alle Menschen zu machen. Damit verbesserst du nicht nur die individuelle Gesundheitsversorgung, sondern trägst auch zu einer inklusiveren und gerechteren Gesellschaft bei.
 

 

Über die Autor:innen

Das Redaktionsteam der Kassenärztlichen Bundesvereinigung

Die Kassenärztliche Bundesvereinigung (KBV) ist die Dachorganisation aller 17 Kassenärztlichen Vereinigungen und vertritt die Interessen von Vertragsärzt:innen und Psychotherapeut:innen auf Bundesebene. Auf »Lass dich nieder!« gibt das Redaktionsteam Medizinstudierenden nützliche Tipps rund ums Studium und teilt Erfahrungen und Fakten rund um die ärztliche Niederlassung.

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