Get the party started?
Musik im OP – das ist gar nicht mal so selten. Laut einer groben Einschätzung des medizinischen Fachmagazins »The Lancet« lassen rund 50 bis 70 Prozent aller Ärztinnen und Ärzte Hintergrundmusik im Operationssaal laufen. Die Musik hat dabei nicht nur positiven Einfluss auf dich, sondern auch auf deine Patienten. Aber: Nicht jede Playlist hat den gleichen Effekt. Es gibt Dinge, auf die du dabei achten solltest.
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Musik hat nicht nur einen hohen Unterhaltungswert, sondern gleichzeitig einen starken Einfluss auf den menschlichen Körper. Schnelle, aggressive Beats lassen verstärkt das Hormon Adrenalin ausschütten, ruhige und sanfte Melodien hingegen locken das Noradrenalin hervor. Anspannung und Entspannung auf Knopfdruck sozusagen. Ein Effekt, den sich schon Medizinerinnen und Mediziner zu Beginn des 20. Jahrhunderts zunutze gemacht haben. Auch sie spielten Melodien im OP – damals noch stilsicher mit Grammophon und Schallplatte. Dabei beobachteten sie, dass ihre Patientinnen und Patienten sehr positiv auf die Klänge reagierten. Sie empfanden weniger Stress und waren schmerzfreier nach dem Eingriff.
Musik im OP fördert die Heilung
Diesen Effekt haben mittlerweile auch viele Studien belegt. Im Jahr 2015 wertete »The Lancet« insgesamt 73 Fachartikel mit Daten von insgesamt 7.000 Probanden zu dem Thema aus. Das klare Ergebnis: Hörten Patientinnen und Patienten, sowohl unter örtlicher Betäubung als auch unter Vollnarkose, vor, während und nach einer OP Musik, hatten sie nicht nur weniger Angst und Schmerzen. Sie konnten sogar wesentlich besser genesen. Eine Erkenntnis, die du auch in deiner Praxis nutzen kannst, wenn du dort ambulante Operationen durchführst. Denn so kannst du deinen Patientinnen und Patienten zu mehr Entspannung verhelfen und ihren Heilungsverlauf positiv beeinflussen.
Konzentration mit Musik erhöhen
Musik hilft aber nicht nur deinen Patientinnen und Patienten. Auch dir und deinem Team können ein paar Lieblingslieder zum Leistungshoch verhelfen – zu diesem Schluss kommt eine Studie des British Medical Journals. Unter anderem zählen zu den positiven Effekten eine erhöhte Präzision, weniger mentale Belastung des OP-Teams, eine kürzere Dauer der Operationsschritte, verbesserte Situationswahrnehmung sowie die Senkung des Stresslevels. Außerdem kannst du damit unangenehme Nebengeräusche überdecken, die Zangen, Schaber oder andere Operationsgeräte von sich geben. Gute Gründe, die Lieblingsmusik im Hintergrund laufen zu lassen – also bei der nächsten OP direkt die Lieblingsplaylist aus den Lautsprechern schallen lassen? Besser nicht, denn nutzt du Musik nicht richtig, ist ihre Wirkung nicht immer positiv.
Negative Wirkung von Musik
Die Lautstärke spielt eine ganz entscheidende Rolle bei der Wirksamkeit von Musik im OP. Denn je lauter die Musik wird, umso stärker wird die Kommunikation zwischen dir und deinem Team gestört. Die Gefahr ist groß, dass Assistentinnen und Assistenten schlechter verstehen, wenn du Anweisungen gibst – das kann nicht nur zu Frustrationen im Team führen. Ist die Kommunikation bei Eingriffen nicht effizient, kann dies im schlimmsten Fall zu Komplikationen führen. Außerdem: Die Musik sollte dich auf keinen Fall vom Eingriff ablenken. Wenn du also das Gefühl hast, noch nicht genügend Erfahrung bei einer OP zu haben, lass es lieber mit der Musik.
Die passende Playlist finden
Die gleiche Gefahr liegt im Genre, dass du für deine Playlist wählst. Die Musik bereitet nämlich nur so lange positive Effekte, wie sie dir und deinem Team gefällt. Ein unbeliebtes Musikgenre kann sich negativ auf die Leistung von dir oder deinem Team auswirken. Um dem vorzubeugen, hole deine Assistentinnen und Assistenten mit ins Boot und beschließt gemeinsam, welche Songs gehört werden. Auch bei der Lautstärke nimm Rücksicht auf Kolleginnen und Kollegen, die vielleicht empfindlicher auf Geräusche reagieren als du selbst.
Musik im OP: So nutzt du sie richtig
Du siehst: Nutzt du Musik bewusst und mit Blick auf die Bedürfnisse deines Teams, kannst du viele Vorteile während und nach den Eingriffen genießen. Nicht nur besteht die Möglichkeit, dass du und deine Leute sich besser bei der Operation konzentrieren können und besonders gute Arbeit abliefern. Auch deinen Patientinnen und Patienten hilfst du mit der Wahl der richtigen Playlist.