Gemeinsam für das große Ziel
Wenn du dich für etwas engagierst, ist das immer eine gute Sache. Als angehende Ärztin oder als angehender Arzt kannst du dein medizinisches Netzwerk hervorragend für dein Engagement nutzen. Das zeigt sich besonders bei der Corona-Pandemie, in der Studierende sich in Fachschaften, Fakultäten und Zusammenschlüssen schnell und kreativ organisiert haben.
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COVID-19 hat das Gesundheitssystem vor immense Herausforderungen gestellt. Universitätskliniken und Gesundheitsämter waren wochenlang auf personelle Verstärkung im Bereich der Patientenversorgung, der Diagnostik, bei Corona-Tests und in der Beratung und Betreuung der Menschen angewiesen und sind es teilweise immer noch.
Schnelle Hilfe in Baden-Württemberg
Besonders früh organisierten sich unter anderem die Studierenden an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg – auch wenn die Beweggründe zuerst eher administrativer Natur waren. »Am 11. März bekamen wir die Nachricht: Die Uni ist zu, wie und wann es weitergeht, wissen wir nicht«, sagt Heiner Averbeck von der Fachschaft Medizin in Mannheim. »Wir haben dann zu viert innerhalb der Fachschaft ein Leitungsteam gebildet. Der Lehrbetrieb musste ja weitergehen. Wir brauchten enge Absprachen mit dem Dekanat, Fragen mussten hin und her gespiegelt werden. Und dann kam ein paar Tage später die Frage aus dem Klinikum und vom Gesundheitsamt, ob wir nicht unterstützen könnten.«
Darauf erstellte das Team um Heiner Averbeck am Wochenende eine Online-Abfrage, in der es mögliche Helferinnen und Helfer nach Vorkenntnissen einordnete: mit oder ohne Famulatur, Fachsemester, berufliche Vorerfahrung und Weiteres. Das Resultat: Nach zwei Wochen hatten sich bereits 600 freiwillige Medizinstudierende gefunden. 420 davon befanden sich im klinischen Abschnitt des Studiums oder waren teils schon fertige Ärztinnen oder Ärzte, 160 befanden sich in der Vorklinik. Aktiv helfen aktuell etwa 200 Studierende mit. Etwa zwei Drittel helfen an den Kliniken mit, andere bei den Hotlines des Gesundheitsamts oder beim ärztlichen Bereitschaftsdienst, der rund um die Uhr unter 116 117 erreichbar ist.
Neben den Studierenden in Mannheim hat man sich auch in Jena besonders schnell organisiert, wie Heiner Averbeck sagt: »Die haben das ganz anders gemacht als wir, beeindruckend wie die reagiert haben.«
Übergreifende Vernetzung in Jena
Obwohl sich die Studierenden 300 Kilometer weiter nord-östlich in vielerlei Hinsicht ähnlich organisiert haben, sticht Jena heraus. Hier wurden neben Medizinstudierenden anderer Fakultäten auch angehende Notfallsanitäter oder Physiotherapeuten eingebunden. Die Studierenden der Pflege und der Geburtshilfe waren über ihre Ausbildungsverträge mit den jeweiligen Kliniken ohnehin bereits fest gebunden und wurden dort mit eingeplant. Innerhalb weniger Tage fanden sich so etwa 700 Studierende zusammen. Mit Hilfe der IT-Abteilung wurde an einem Wochenende eine Online-Plattform zur Rekrutierung ins Leben gerufen, wie Florian Hickl vom Fachschaftsrat erzählt, der die Studierenden im Krisenstab des Universitätsklinikums vertritt: »In einer Telefonkonferenz samstags um 22 Uhr haben der Leiter des Katastrophenschutzes am Uniklinikum Jena (UKJ), ein IT-Mitarbeiter und ich uns ein Konzept überlegt, wie wir am selben Tag, sowie für die kommenden Tage hilfsbereite Studierende in die ZNA bringen können, also in die zentrale Notaufnahme. Das waren die ersten Helfer-Schichten, zu denen man sich in unserem Portal anmelden konnte. Da es außer E-Mail noch keine etablierten Kommunikationskanäle gab, habe ich alle Social-Media-Optionen genutzt, die der Fachschaft Medizin zur Verfügung stehen. Tatsächlich ist es uns gelungen noch in derselben Nacht einen Studierenden in die ZNA zu bringen.« Seitdem ist das Projekt in Jena immer weiter gewachsen und es kamen weitere Einsatzbereiche unter anderem im Gesundheitsamt oder auf den Intensivstationen dazu.
Ähnlich wie auch in Mannheim und Heidelberg hinterlegen die interessierten Studierenden hier Qualifikationen wie beispielsweise Ausbildungen in der Pflege oder im Rettungsdienst, bisherige Erfahrungen zum Beispiel in der Intensivmedizin und Informationen zur Erreichbarkeit.
Engagement auf Facebook und anderen Plattformen
Auch in den sozialen Medien hat sich schnell ein Pool von Interessierten zusammengefunden: Die Initiative medis-vs.COVID19 hatte Mitte März eine rasant wachsenden Facebook-Gruppe gegründet, in der sich nach nur einer Woche mehr als 21.500 Studierende zusammengefunden haben, die freiwillig ihre Zeit der guten Sache zur Verfügung stellen wollten. Um den Bedarf der Kliniken übersichtlicher aufzulisten, hat die Initiative in einem Projekt gemeinsam mit der Bundesvertretung der Medizinstudierenden in Deutschland e.V. (bmvd) die Plattform match4healthcare ins Leben gerufen. Sie dient als Schnittstelle zwischen den medizinischen Einrichtungen und Fachkräften: eine Schnittstelle, die es ermöglicht, dass Hilfebietende und Hilfesuchende schnell miteinander vernetzt werden. Frühere Plattformen einzelner Fakultäten, wie beispielsweise die an der Medizinischen Fakultät Mannheim der Universität Heidelberg, sind mittlerweile in match4healthcare als übergeordnete Plattform aufgegangen. Das Projekt wird unter anderem von der Kassenärztlichen Bundesvereinigung (KBV), der Bundesärztekammer und vom Marburger Bund unterstützt.